Warum bringen sich ein paar Verfechter des "freien Marktes" so sehr ein und wettern lediglich stur gegen den BDM? Wer aktiv am Markt teilnehmen möchte, der kümmert sich allgemein und in allen anderen Branchen auch um die Marktlage und Marktgesetze, um die seine Produktion bestimmenden Rahmenbedingungen. Das gerade einige Hardliner darauf verzichten wollen und sich alleine auf die Produktion in ihren eigenen Betrieben kümmern wollen, die politischen Rahmenbedingungen aber völlig ausser Acht lassen, will mir nicht einleuchten.
Mein Gott, wo wären wir, wenn nicht genügend Menschen in grauer Vorzeit für ihre Überzeugung eingetreten wären. Politisch wären wir vielleicht noch in einer Monarchie. Wirtschaftlich wären wir vielleicht noch in Laibeigenschaft. Obwohl, soweit entfernt sind wir davon wieder mal nicht.
Wenn hervorgebracht wird, dass etwas schon immer so war und auch immer so bleiben wird, dann frage ich mich ernsthaft, warum wir nicht alle noch mit einem Feigenblatt vor den Lenden durchs Paradies hüpfen.
Der BDM möchte genauso Marktwirtschaft wie der DBV. Nur das seine Mitglieder die derzeit politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen nicht als gottgegeben ansehen. Wenn man sein eigenes wirtschaftliches Handeln verändern kann, dann kann man auch das politische Wirken verändern. Als Unternehmer muss man beides tun. Man muss seinen eigenen Markt selber gestalten, einzeln oder in einer Gemeinschaft.
95% der Betriebe können derzeit nicht kostendeckend wirtschaften. Sie geraten immer mehr in die Schuldenfalle, aus der es kaum entrinnen gibt. Die Holländer machen es vor mit zwei Euro je Kilo Milch Belastung. Es wird eine Spekulationsblase aufgebaut, die nur darauf hofft, dass genügend andere aufgeben. Gleichzeitig aber wird durch Liquiditätshilfen genau das verhindert. Mit Verlaub: das erinnert mich doch sehr an das Bankenwesen in den USA und auch in Deutschland, deren wir einen riesigen Finanzcrash zu verdanken haben. Was mit Eigenheimkrediten anfing wird nun mit Landwirtschaftskrediten fortgesetzt.
Nehmen wir einfach mal an, das Milchboard würde als anerkannter Ausnahmetatbestand in der Landwirtschaft 80% der Betriebe bündeln, um die marktwirtschaftlichen Rahmenbedingungen neu aufzustellen. Welchen Alleingänger in Sachen "freier Markt" würde es aufhalten? Keinen! Wer nicht will, der darf es auf seine Art versuchen. Es tangiert doch nicht die freie unternehmerische Entscheidung! Weder der 80% Bauern, die sich gebündelt haben noch die 20% Bauern, die es alleine versuchen wollen. Es würde auch das Wachstum der Einzelbetriebe nicht tangieren, so wie es die Quote auch nicht getan hat in all den Jahren ihrer Existenz. Es würden weiterhin Betriebe aus der Produktion ausscheiden, auch aus Wettbewerbsgründen. Wovor haben also diese Verfechter des "freien Marktes" solche Angst? Dass sie sich auf neue Rahmenbedingungen einstellen müssten? Das muss jeder Unternehmer jederzeit können. Sonst ist er nicht marktfähig.
Aber es kann doch nicht sein, dass alle Branchen weltweit steigende Produktionskosten auf ihre Kunden umlegen, es einfach tun sowie können und dürfen, nur die deutsche Landwirtschaft soll dies nicht dürfen. Wer entscheidet darüber, dass die deutsche Landwirtschaft als Inflationsbremse herhalten soll?
Kostendeckende Preise sind das A und O jeder Branche. Sie umzusetzen ist vorrangiges Ziel jedes einzelnen Unternehmers. Wenn die Produktion zu solchen Preisen nicht abgenommen wird, dann erst müssen die Produktionskosten gesenkt werden oder, wenn dies nicht möglich ist ohne die Kostendeckung langristig zu gefährden, die Produktion eingestellt werden. Es lohnt sich nunmal nicht in jedem Land der Welt die Herstellung jeder Ware. Das ist der Preis der Globalisierung. Und das ist Marktwirtschaft.
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