Experten?

Ja, dieser Begriff wird in der Milchpreisdiskussion und anderen Bereichen recht inflationär gebraucht, wenn es um kluge Ratschläge geht. Da wird es Zeit, einmal näher zu beleuchten, wer oder was Experten eigentlich sind.

Als Quelle wähle ich ausnahmsweise Wikipedia. Ich weiß, das es keine absolut zuverlässige Quelle ist, doch werden Fehler auch sehr schnell beseitigt. Und vor allem, es wird verständlich geschrieben, was man nicht von allen Abhandlungen sagen kann.

Als Experten werden dort Fachkundige und Sachkundige angeführt. Also solche Personen, die sich theoretisches wie praktisches Wissen angeeignet haben. Prinzipiell gibt es für den Expertenstatus keine Unterscheidung zwischen autodidaktisch erlerntem oder durch Lehrer vermitteltem Wissen. Experte kann sich also jeder nennen, der meint etwas vom Themengebiet zu verstehen, ohne das es eine Rolle spielen würde, wie er zu seinem Wissen gekommen ist.

Im rechtlichen Raum wird allerdings klar unterschieden zwischen Fachkundigen bzw. Fachleuten und Sachkundigen. So können Fachkundige, die sich theoretisches Wissen erarbeitet haben, höchstens privatrechtlich belangt werden, sollten sie Falschaussagen treffen. Etwa durch Verleumdungsklagen.

Als Zwischenschritt gibt es allerdings auch Fachkundige, die bestimmte Prüfungen ähnlich der Sachkundigen abgelegt haben. Für diese gelten die gleichen rechtlichen Rahmen wie für die Sachkundigen, auch wenn sie keine komplette Ausbildung durchlaufen haben. Aber eben auch nur für diese einzelnen Gebiete, in denen sie Befähigungsnachweise abgelegt haben.

Ein Sachkundiger dagegen hat meistens eine entsprechende Ausbildung. Und damit eine staatlich anerkannte Sachkunde bezeugt. Er hält entsprechende Ausbildungs- und Befähigungsnachweise in Händen, die erklären, das er alle für seinen Beruf geltenden Vorschriften und Normen erlernt hat und beachten muss. Sollte ein Sachkundiger entgegen dem von ihm erlernten Wissen handeln, so könnte dies durchaus empfindliche Konsequenzen strafrechtlicher Natur haben.

Zusammengefasst: Als Experten werden Fachleute ohne praktische Ausbildung bezeichnet, die ob ihrer Aussagen und Handlungen rechtlich schwer zu greifen sind, höchstens privatrechtlich. Experten sind aber genauso Sachkundige, die rechtlich klar greifbar sind, sollten sie etwas anderes als ihr erlerntes und geprüftes Wissen anwenden. Unter “Experte” werden also völlig unterschiedliche Personenkreise zusammengefasst.

Und was soll das jetzt alles?

Nun, beim Lesen dieser Erklärungen, wer oder was Experten sind, musste ich unwillkürlich an die Berater des Bauernverbandes, an die von der Politik gefragten Experten und an diverse Professoren und Doktoren, die sich in der Sache geäußert haben, denken.

Die sind hauptsächlich Theoretiker. Sie haben ihr Wissen wer weiß wo her. Meinetwegen auch an ordentlichen Unis gelernt. Bleibt aber immer noch der fade Beigeschmack, dass sie bei allem “Expertenwissen” nicht die Wahrheit sagen müssen. Strafrechtlich sind sie nicht zu belangen, sollten sie lügen oder das Gegenteil des erlernten äußern, ob nun bewusst oder unbewusst. Sie dürfen also sagen, was sie wollen. Es muss nicht zwingend der Wahrheit oder der aktuellen Lehrmeinung entsprechen.

Dagegen sind Sachkundige, also die Bauern, die entsprechende Ausbildungen genossen und Sachkundenachweise erbringen mussten, rechtlich greifbar, wenn sie entgegen ihrer Sachkenntnis handeln. Ein Bauer dürfte also niemals gegenteiliges behaupten oder tätigen, wie er es gelernt hat, um seinen Beruf ausüben zu dürfen. Er müsste mit teils empfindlichen Strafen rechnen.

Was in meinen Augen die Aussagen so manches in den Medien zum Thema Milchpreispolitik und anderer Bereiche gefragten Experten stark relativiert. Wer rechtlich nichts zu befürchten hat, der kann sagen was er will und wie es ihm selbst am besten in den Kram passt. Mit Realität und Wahrheit muss es nichts gemein haben.

Als staatlich anerkannte Sachkundige sind die Bauern aber, und das ist eigentlich das wichtigste am ganzen Exkurs hier, per Definition genauso Experten wie die sie beratenden Fachleute!

Also, liebe Bauern, lasst Euch bloß nichts einreden von solchen Leuten. Es ist gut das es sie gibt, sicherlich, aber glaubt nicht alles, was vermeintliche Experten Euch raten. Ihr seid genauso Experten wie Eure Berater. Und andersherum sind diese Berater nicht mehr wert oder besser als Ihr selbst. Ihr müsst selber entscheiden, welche Ratschläge Ihr annehmt und umsetzt und welche nicht. Hinterfragt alles, was man Euch erzählt und überlegt auch, welche Vorteile diese Leute eventuell selber haben von dem, was sie Euch raten. Und ob Ihr selber tatsächlich Vorteile daraus ziehen könnt. Niemand sorgt sich darum, dass andere mehr Geld verdienen sollen, wenn sie selber keinen Profit daraus schlagen können. Denn eines ist gewiss: in der Marktwirtschaft gibt es keine Nächstenliebe!  


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