Podiumsdiskussion zur Europawahl

Zu um 20 Uhr hat der BDM zur Podiumsdiskussion eingeladen. Alle größeren Parteien waren vertreten, einige davon _be_treten.

 

Es ist schon erstaunlich. Bauern sind notorische CDU-Wähler. Gewesen? Das wird sich rausstellen. Viele Freunde haben sich CDU und FDP jedenfalls nicht gemacht an diesem Abend.

 

Der CDU-Vertreter, typisch konservativ, eiert rum ohne wirklich etwas zu sagen. Der Austritt aus der Quote ist gut, Marktwirtschaft ist gut, die Bauern müssen sich vernünftig aufstellen und alternative Einnahmequellen erschließen, wenn sie nicht mehr klarkommen. Das typische Bauernverbandsgewäsch halt. Keine Ahnung, was Marktwirtschaft eigentlich ist, aber propagieren, sie wäre das Allheilmittel. Die soziale Komponente unserer eigentlich "sozialen Marktwirtschaft" stur außer acht lassend.

Die Bauern sollen doch das geringere Übel wählen. Die CDU setzt sich für sie ein. Sie sprechen sich gegen eine Teilnahme der Bauern an der Marktwirtschaft aus, dafür haben sie aber ganz andere Dinge verhindert, die viel schlimmer hätten kommen können. Bauernverbandslinie zu 100%. Der vertritt aber schon seit geraumer Zeit nicht mehr die Bauern. Nach neuester Umfrage sind 96% der Bauern _für_ eine Mengenbegrenzung. Die der Bauernverband, beratender Weise für die CDU, und eben diese, strikt ablehnen.

 

Den Vogel hat mit Sicherheit die Vertreterin der FDP abgeschossen. Die hat die CDU-Linie noch auf die Spitze getrieben. Freie Marktwirtschaft, früher auch Raubtierkapitalismus genannt, ist das einzigste, mit dem man sich auf dem Weltmarkt behaupten kann. Gemeint wird damit die übliche "wachsen oder weichen"-Parole.

Wachsen? Womit, wovon denn? Wachsen kann man selbst in schlechten Zeiten noch nur dann, wenn Geld vorhanden ist. Nicht aber, wenn schon Kredite bedient werden sollen. Bei den aktuellen Preisen, und aller Voraussicht nach für den Rest des Jahres, also weit unterhalb der Produktionskosten,  hilft alles Wachstum nicht mehr. Es lässt sich schlicht keine Effizienzsteigerung mehr umsetzen. Wer jetzt noch wächst hat nur eines davon: mehr Arbeit. Sicherlich aber nicht mehr Verdienst. Und der Nebeneffekt von Wachstum: mehr Milchmenge. Die brauchen wir auch unbedingt, um auch alle anderen Bauern, die noch betriebswirtschaftlich sinnvoll handeln wollen, mit in den Abgrund zu reißen.

Zuletzt hatte sie noch was von Beratern gefaselt. Wir, also die Bauern, sollen ja auch in Zukunft anständig beraten werden. Aussprechen konnte sie diesen Satz nicht mehr, das Buhen, Gepfeife und Gegröhle war etwas lauter.

Berater: Eunuchen! Sie wissen, wie es geht... Nur selber machen können sie es nicht. Oder anders gesagt: Was man versteht, das setzt man für sich selber um. Was man nicht versteht gibt man als Ratschlag an andere weiter.

 

Kommen wir zu den Grünen. Ist das traurig. Soll der vernunftbegabte Bauern tatsächlich die Grünen wählen? Es sieht fast so aus. Die sind eindeutig für eine Mengenbegrenzung. _Das_ marktwirtschaftliche Instrument überhaupt. Denn genau das ist Marktwirtschaft: für den Markt produzieren. Und nicht produzieren wie es der Standort vielleicht hergeben könnte und wachsen, ganz egal ob der Markt diese Mengen aufnehmen kann und will oder zu welchem Preis. So wie es der DBV und die CDU sagen.

Der Wermutstropfen dabei ist, das die Grünen den Bauern und generell dem Staat in letzter Zeit exorbitant viel Geld gekostet haben. Und es nutzt herzlich wenig, wenn sich die Grünen für eine marktgerechte Mengensteuerung einsetzen, wenn sie im Gegenzug mit immer mehr Auflagen kommen, die auch wieder Geld kosten. So wird auf der einen Seite womöglich mehr verdient, was auf der anderen Seite gleich wieder verbrannt wird.

Und: die Grünen hatten schon einen EU-Abgeordneten, der komplett auf BDM-Linie war und sich für deren Forderungen für die deutsche und europäische Milcherzeugung ausgesprochen hat. Er wurde nicht wieder zur Wahl aufgestellt.

 

Die SPD zeigte eine leicht abgeschwächte Position der Grünen. Prinzipielle Unterstützung des BDM mit seinen Forderungen zur Etablierung einer Mengensteuerung in Bauernhand, sofern dies kartellrechtlich in Ordnung geht. Was nach dem Marktstrukturgesetz gewährleistet ist. Prinzipiell aber auch ein eher vorsichtiger Mensch. Wer mag es ihm verdenken.

 

Die Linke hat sich gleich zu Anfang einen bösen Schnitzer erlaubt, ließ sich aber belehren. Es ist also Vernunft und Intelligenz vorhanden. Nicht so wie bei FDP und CDU, die stur ihre Meinung durchsetzen wollen, ganz egal wem es hilft und wem nicht. Aber schnacken konnten die Linken bisher immer gut. Wer ihre Maßnahmen nachher bezahlen soll ist eine ganz andere Frage.

 

Ich schätze, jeder der den Saal spätabends verlassen hat, dürfte bis ins Mark erschüttert sein ob der Wahlmöglichkeiten, die sich ihm erschliessen. Es ist scher, von alten Brauchtümern abzukommen. Die nächsten Wahlen dürften sehr spannend werden.

 


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