Bauernverband-SH löscht meine Beiträge bei Facebook

Die neuen Medien sind manchmal wundersam. Manche können damit umgehen, andere wieder nicht so recht. Facebook ist ein allseits beliebtes Medium dieser Art. Fast jeder ist dort vertreten. So auch der Bauernverband, sei es der Bundesverband oder auch die einzelnen Landesverbände.

Es ist ein schönes Medium, um Nachrichten auszutauschen, auf dem Laufenden zu bleiben, und auch um sich miteinander zu unterhalten. Letzteres allerdings scheint dem Landesbauernverband Schleswig-Holstein eher unliebsam zu sein. Denn er hat meine Kommentare auf seiner Facebook-Präsenz gelöscht. Und mich für weitere Kommentare gesperrt.

 

 

Wie es dazu kam? Ganz einfach: Ich hatte bereits in der Vergangenheit immer mal wieder einzelne Beiträge des Bauernverbands kommentiert. Ob nun eine einseitige Berichterstattung über ein Ereignis auch mal von der anderen Seite her beleuchtet oder (so meine ich) konstruktive Tipps im Umgang mit Politikern und Bevölkerungsgruppen gegeben, die der Landwirtschaft vermeintlich (aus Sicht des Bauernverbandes) Schaden wollten. Es gab dabei auch durchaus Diskussionen und Interaktion mit dem Bauernverband oder wer auch immer diese Seite betreut.

 

Ich bin kein Mensch, der den Konfrontationskurs liebt. Ich bevorzuge es, zu vermitteln. Auch mal die andere Seite zu sehen und zu bedenken. Und gerade in der heutigen Zeit und in der Landwirtschaft driften die Sichtweisen über unseren Beruf und unsere Tätigkeiten recht weit auseinander.

Viele Verbraucher haben den Zugang zur Landwirtschaft verloren. Und auch die Landwirtschaft hat sich immer mehr vom Verbraucher entfernt. In zuweilen völligem Desinteresse der Positionen des jeweilig anderen prallen unterschiedlichste Sichtweisen aufeinander, die ruhig und sachlich geklärt und vermittelt werden sollten. So meine Meinung. Manchesmal hat man den Eindruck, der Bauernverband, der ja von sich selber behauptet, alle Bauern zu vertreten, hätte kein sonderliches Interesse an der Vermittlung und würde lieber den Konfrontationskurs bervorzugen.

 

Jedenfalls: Es ist derzeit Wahlkampf. Die Bundestagswahlen stehen in zwei Wochen an. Die Grünen machen extremen Wahlkampf mit landwirtschaftlichen Themen. Dem Bauernverband gefällt dies naturgemäß nicht. Gar nicht! Schliesslich geht jede Stimme an die Grünen zulasten der CDU. Und in der CDU sind sehr viele Bauernverbandsfunktionäre. Auch als Abgeordnete und Bundestagskandidaten.

Nun hatte sich Jürgen Trittin von den Grünen zum Wahlkampf in Schleswig-Holstein angekündigt. Mit einem markigen Satz bar jeden Realitässinnes. Sinngemäß: Die Landwirtschaft würde mit ihrem hohen Antibiotikaeinsatz im Stall "Drogenhandel" betreiben. Solch eine Wortwahl ist natürlich höchst unpassend und verletzend gegenüber den Bauern, die sich über gesunde Nutztiere glücklich schätzen können.

Und weil solch eine Aussage "gar nicht geht" hatte sich der Bauernverband gleich zur Demonstration gegen Trittin angekündigt. Wie diese dann ablief, kann man sich hier ansehen:

 

Dieses Video hatte der Bauernverband Schleswig-Holstein auf seine Facebook-Seite hochgeladen (Ich habe es von dort heruntergeladen und zu YouTube eingestellt, hat ja doch nicht jeder einen FB-Account).

Mit Bezug auf dieses Video gab es dann einen Tag später noch einen Beitrag des BV-SH bei Facebook:

 

 

Der grüne Agrarminister Habeck hatte also völlig zurecht die Wortwahl seines Parteivorsitzenden kritisiert.

Mein Kommentar unter diesem Beitrag des Bauernverbandes war, dass ja auch die Wortwahl und Aussagen Peter Lüschows, des ersten Sprechers im obigen Video und Landes-Vizepräsident des Bauernverbandes, falsch gewesen wären (Bei der Agrarministerkonferenz konnte keine Einigung erzielt werden, dass aber die grünen Agrarminister diese Konferenz "gesprengt" hätten ist aus den Fingern gesogen) und in ihrer Aggressivität zurück zu weisen wären. Und das ich gedacht hätte, der Bauernverband würde genügend sachliche Argumente gegen Trittin hätte anbringen können und ich es schade fand, dass davon kein Gebrauch gemacht wurde. So meine Wortwahl.

 

Doch diesen meinen Kommentar hat der Bauernverband Schleswig-Holstein von seiner Facebook-Seite gelöscht. Und mehr noch: Ich wurde offensichtlich für weitere Kommentare beim Bauernverband gesperrt. Ich kann keine Kommentare mehr schreiben auf deren FB-Präsenz.

 

So geht also der Bauernverband mit Bauern (ich bin ja selber einer derjenigen, die der Bauernverband vertreten will) um, die eine eigene Meinung haben? Und noch viel schlimmer: diese abweichend von der Stoßrichtung des Bauernverbandes ist?

Selbst unter Bauern hat man keine sachlichen Argumente? Und vergeht sich stattdessen in Zensur?

 

Es ist der einfachste Weg für den Bauernverband, unliebsame Äußerungen, solche, die nicht in das Konzept des Verbandes passen, aus der Welt zu schaffen. Sicher. Kann ich nachvollziehen. Es ist bequem, wenn man die Macht dazu hat, andere zum schweigen zu bringen.

Doch genau letzteres funktioniert heutzutage in den neuen Medien nicht mehr! Dies hat der Bauernverband offensichtlich noch immer nicht gelernt. Und das, obwohl er selber eine "Öffentlichkeitskampagne" ausgerufen hatte, um die Diskussionen um landwirtschaftliche Themen zu versachlichen!

 

 

Ist dies diese "Öffentlichkeitskampagne" des Bauernverbandes? Kritische Meinungen löschen? Kritiker, selbst wenn sie Bauern sind und somit zum Vertretungsbereich des Bauernverbandes gehören, mundtot machen? Es zumindest zu versuchen?

 

Wie weit es mit der "Öffentlichkeitskampagne" des Bauernverbandes ist, kann man auch an einigen derer Videos bei YouTube sehen: Es wird im Video erzählt, wie etwas ist. Oder zumindest wie es der Bauernverband sieht. Die Kommentarfunktion unterhalb der Videos ist allerdings ausgeschaltet. Kommentare sind nicht erwünscht.

Der Bauernverband möchte offenbar gar keine öffentliche Diskussion. Er möchte nur Öffentlichkeit für sich selber! Er möchte uns erzählen, wie die Dinge sind in der Landwirtschaft. Andere sollen dazu gar nicht erst etwas sagen können.

 

Wie auf YouTube nun also auch auf Facebook: Interaktion ist seitens dieses Verbandes nicht gewünscht. Diskussionen werden abgewürgt und unmöglich gemacht. Kritikern wird einfach der Mund verboten. Es ist schon eine merkwürdige Öffentlichkeitsarbeit, die der Bauernverband unterhält.

 

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