Agrarsonderkonferenz in Brüssel

Heute fand in Brüssel eine Sonderkonferenz zur aktuellen Milchmarktpolitik und -situation statt. Etwa 2000 Milchbauern aus ganz Europa hatten sich auf den Weg gemacht, diese Konferenz zu begleiten und mahnend vor Ort zu sein. Und so sah der Vorplatz des Ratsgebäudes dann auch aus.

 
Die 800-1000 Schlepper, mit denen viele Bauern nach Brüssel gefahren waren, ließen sich fotografisch überhaupt nicht angemessen darstellen. Man muss es gesehen haben. Alle Straßen rund um den Veranstaltungsort waren drei-spurig zugeparkt. Eine beeindruckende Demonstration.

Die obligatorischen Mahnfeuer durften natürlich auch nicht fehlen. Angesichts der vielen Mahnfeuer, die in den letzten Wochen in Deutschland abgehalten wurden, hatten die Bauern auch Übung darin. Störend war der viele Regen. Daher wurde auf spezielles Brandmaterial zurückgegriffen. Die Geruchsbelästigung hielt sich in Grenzen, der dicke schwarze Qualm dagegen war unübersehbar und zog unheilvoll durch Brüssels Hochhausschluchten. Die örtlichen Fensterputzer dürften sich freuen über die zusätzlichen Aufträge.



Auch Lautstärke war gefragt, schließlich wollte man wahrgenommen werden. Es wurde gegrölt, gepfiffen, gehupt. Die Feuerwerksböller, die unbekannte Leute anschleppten, waren aber sicherlich nicht erlaubt in Deutschland. Unsere Leute können es also nicht gewesen sein, die Bauernverbandspräsident Sonnleitner einen dieser winzig kleinen, aber überaus explosiven Biester, vor die Füße warf. Man fragte sich eh, aus welchem Grunde Sonni meinte, er müsse sich dort zu Wort melden. Nunja, vermutlich, weil er so unsere Demonstration als die Seine ausgeben wollte. Wie armselig, das der Bauernverband schon zu solchen Mitteln greifen muss. Aber wenn er anders nicht mehr überzeugen kann...

Die anwesende Polizei verhielt sich friedlich. Jedenfalls solange die Bauern es auch waren. Am Ende, als niemand von den Herren und Damen Politikern sich zu uns heraustraute zur Berichterstattung, da erst riss einigen Milchbauern der Geduldsfaden. Und promt wurden die aufgestellten Wasserwerfer in Betrieb genommen. Die Bauern hatten aber vorgesorgt und mit Strohwerfern gegengehalten. Solch ein Einstreuhächsler ist schon eine feine Sache. Die Bilder davon in der Presse waren beeindruckend. Schade, dass ich selber da schon wieder auf dem Heimweg war.



Ein langer, anstrengender Tag in Brüssel. Die Busfahrten hin und zurück natürlich nicht vergessend. Aber dennoch ein lohnender Tag. Denn nachgeben oder faulenzen gilt nicht. Es hat sich einiges bewegt durch unseren Einsatz. Und anhand der Sicherheitsvorkehrungen kann man erkennen, dass man durchaus Respekt vor uns hat. Vielleicht sogar ein bisschen Angst. Denn Bauern, die nichts mehr zu verlieren haben, sind unberechenbar. Naturgemäß friedlich veranlagte Menschen, aber wehe man will sie betrügen. Oder sie werden missachtet. So, wie sich die Bauern zu Hause auf ihren Betrieben von früh bis spät abplackern, so können sie auch demonstrieren wenn es drauf ankommt.

Ein paar weitere Impressionen:
Kommentare: 0 (Diskussion geschlossen)
    Es sind noch keine Einträge vorhanden.