Milchbauern besuchen Genossenschaftsverband

comp_BDM_Genossenschaftsverb-10

Heute gegen Mittag haben sich erneut die Milchbauern getroffen. Dieses Mal vor der Geschäftsstelle des Genossenschaftsverbandes in Rendsburg. Dort waren die Vorstands- und Aufsichtsratsvorsitzenden sowie die Geschäftsführer der in Schleswig-Holstein ansässigen Meiereigenossenschaften zugegen, um eine bundeslandweite Mutter-Genossenschaft bzw. Erzeugergemeinschaft ins Leben zu rufen.

Die “Schleswig-Holstein Milch eG” soll dazu dienen, höhere Preise zu erzielen, durch eine entsprechende Bündelung der Milchmenge ganz Schleswig-Holsteins. Nach den Vorstellungen der Meiereien soll sich durch Bündelung, langfristigen Lieferverträgen zwischen Molkereien und der neuen Schleswig-Holstein Milch eG, besserer Auslastung der freien Produktionskapazitäten und Vermarktung von freien Versandmilchmengen die Planungssicherheit der einzelnen Partner verbessern.

Sofern die Vorstände, Aufsichtsräte und Mitglieder der Meiereigenossenschaften für die Gründung einer übergreifenden Gesellschaft stimmen könnte diese bereits im Herbst diesen Jahres gegründet werden und ab dem 1.1.2010 das Geschäft aufnehmen.

Die Eigenständigkeit und Handlungsfähigkeit soll durch diese neue Genossenschaft gestärkt werden. Und auch die Marktmacht gegenüber dem Einzelhandel soll so zunehmen.

Und was heißt das nun für die Milchbauern? In erster Linie das, was oben steht. Die Meiereien werden mächtiger. Solange sie ihre zugewonnene Macht gegenüber dem Einzelhandel an die Bauern weitergeben wäre alles in Ordnung. Allein, mir fehlt der Glaube.

Das, was die Meiereien, sollten sie die Zustimmung für die Gründung der Schleswig-Holstein Milch eG erhalten, als allererstes mit ihrer neuen Macht tun werden ist, so fürchte ich, ihren eigenen Vorteil zu ziehen. Endlich haben sie wieder Möglichkeiten zu wachsen von den Mehreinnahmen gegenüber dem Einzelhandel durchgesetzt. Die Bauern werden kaum davon profitieren. Denn die Bauern erhalten diese neue Marktmacht nicht. Sie werden weiterhin klein gehalten, als reine Lieferanten. Produktionsmengen und Preise werden weiterhin von anderen vorgegeben.

Interessant war, was der Dipl.-Ing. agr. Dr. Otto zu den Bauern, die sich ihm in den Weg stellten als dieser den Ort des Geschehens verlassen wollte, sagte. Seines Zeichens ist er im Genossenschaftsverband für den Bereich Beratung/Betreuung Milch zuständig. Auf die Fragen hin, was er denn für die Bauern erreicht hätte in der Sitzung, oder auch nur erreichen wolle in Zukunft, bekundete er, das er doch gar nicht zuständig wäre für derlei Forderungen und Wünsche seitens der Bauern nach Mitbestimmung im Markt, nach einer Mengenregulierung trotz und nach der Quote. Nein, er nannte die Schuldigen an der Misere beim Namen. Nämlich uns, die Bauern. An uns läge es doch, das zu viel Milch auf dem Markt wäre. Und alleine an uns läge es, die Milchmenge zu reduzieren. Wir bräuchten nur weniger produzieren. So einfach ist es für den Dipl.-Ing. agr. Dr..

comp_BDM_Genossenschaftsverb-5

Es kam nur wieder die ewige Zuständigkeitsdiskussion. Egal, wen man fragt, ob nun die Gastgeber oder die Meiereivertreter, oder wie früher auch schon die Politiker, niemand ist zuständig, niemand fühlt sich gerechtfertigter Weise angesprochen. Immer sind es die anderen. Mal der eine, mal der andere. Nur um Himmels Willen nicht man selbst. Solche Äußerungen halte ich ja für Faul- und Feigheit. Der Terminkalender ist schließlich schon voll genug, da muss man sich doch nicht auch noch mit den Bauern rumärgern. Das Problem löst sich mit der Zeit von ganz alleine. Und solange man seinen Posten, mit sicherlich nicht geringem Gehalt, sicher hat, wozu sollte man sich irgendwo in mächtigen Kreisen unbeliebt machen. Lieber die kleinen Bauern verärgern. Deren Stimme wird von ganz alleine immer leiser, mit der Zeit, die sie einem Markt überlassen werden, an dem sie nicht teilnehmen dürfen.

Nein, erwarten kann von diesen Leuten nichts. Sie kungeln lieber unter sich aus, was ihnen zum Vorteil gereicht. Wer weiß, vielleicht bleiben ja tatsächlich ein paar Brotkrumen bei den Bauern hängen. Wetten möchte ich darauf aber lieber nicht.

Update: Dr. Otto gab später kund, er wolle einen Termin mit dem BDM machen. Hoffentlich hält er sein Versprechen. Und auch die von uns vorbereiteten Infoblätter  zur Situation am Milchmarkt hat er in der Sitzung verteilen lassen. Es ist immer gut, wenn alle Beteiligten alle Infos zur Verfügung haben. Es gibt immer Dinge, die man übersehen kann. Dann ist es hilfreich, wenn man auch andere Sichtweisen berücksichtigt. Und Informationen tun nicht weh und schaden niemandem. Was man damit anfängt, darauf kommt es an.

Auch der Chefredakteur von top agrar, Herr Achler, wurde auf dem Weg in die Pressekonferenz angesprochen. Wer wir denn seien, wollte er wissen. Es gab aber offensichtlich kein Interesse, mit den Bauern, mit den Betroffenen, mit den Markt-unbeteiligten zu reden. Schade eigentlich. Man sollte meinen, dass wenigstens nach der Pressekonferenz noch fünf Minuten Zeit gewesen wären, um ein kurzes Statement aufzunehmen.


Kommentare: 1 (Diskussion geschlossen)
  • #1

    Dirk (Mittwoch, 30 November 2011 20:13)

    Eine solche Initiative muss auch irgend wann belohnt werden. Ich finde es gut, dass die Milchbauern nicht einfach ohne irgend etwas zu machen dabei zuschauen, wie alles dem Bach heruntergeht.