Lebendiger Organismus Boden

Kommentar zur Sendung “ZDF-Umwelt – Mikrokosmos Boden”

 

Im Einleitungsfilm wird die Bodenstruktur im Wald dargestellt. Leben all über all. Lauter Getier in dem vom Laub gebildeten Humus. Auch auf der Wiese bei den Kühen: das strotzende Leben im dunklen, fast schwarzem Boden. 

Gut, der Boden unter Wiese sieht mir verdächtig nach Moor aus, das ist immer recht dunkel. Es gibt aber durchaus auch Wiesen, die ganz anders aussehen, wenn man mal mit dem Spaten reingeht. Da ist dann unter einer dünnen Schicht Humus nur Kies. Aber das wäre vermutlich nicht so gut angekommen bei der implizierenden Darstellung.

Dann auf dem Acker: wo junger Mais wächst findet man einen “nahezu enthäuteten Boden ohne Struktur”,  “durchs Pflügen homogen”. Ja klar, so solls ja auch sein. Je homogener ein Boden ist, desto besser. Wurde mir jedenfalls mal beigebracht. Und das hat sich bis dato auch nicht geändert.

“Kein Leben wäre in diesem Boden auffindbar, bis auf den Mais würde dort nichts wachsen” wird weiterhin gesagt.  “Von Reichhaltigkeit eines Bodenlebens keine Spur”. Ohne Bodenleben würde dort aber nichtmal der Mais wachsen. Und außerdem soll bei effektivem Anbau auch nichts anderes wachsen, als die angebaute Frucht. Imho wird da dem geneigten Zuschauer ohne Fachkenntnis unterbreitet, Landwirtschaft würde oder sollte so funktionieren wie zu Urzeiten im Urwald. Das mag in manchen Drittweltländern so sein, wo der Urwald gerodet wird für den Anbau von Früchten, vornehmlich nur ein paar Jahre lang bis der Boden nichts mehr hergibt, von dem etwas wachsen könnte. Was aber hierzulande und heutzutage sicherlich auch nicht grad wünschenswert sein dürfte.

Im nächsten Filmbeitrag wird hervorgehoben, das die mechanisierte moderne Landwirtschaft mit PS-starken Schleppern erheblich tiefer pflügt als es der Bauer früher mit dem Pferd gekonnt hatte. Wo letzterer nur 15cm tief pflügen konnte gehts jetzt also deutlich weiter runter. Was für ein Quatsch. Natürlich kann man heute bequem auch 30cm tief pflügen. Aber wieso sollte ein Bauer das tun, wenn in 30cm Tiefe kein Bodenleben mehr ist? Er würde allen fruchtbaren Boden sinnlos vernichten.  Nein, damals wie heute gilt, es kann nur so tief gepflügt werden wie die Humusschicht dick ist.

Natürlich wird hie und da auch geringfügig(!) tiefer gepflügt als die Humusschicht dick ist. Dort nämlich, wo sie explizit dünn ist. Wird die obere humusreiche, lebendige Bodenschicht von vielleicht 10cm Stärke bis auf 11cm tief gepfügt, so vermischt sich der Boden bis in diese Tiefe. Der Boden ist vielleicht kurzfristig etwas schlechter wie vorher, dafür aber hält er Feuchtigkeit länger fest, die in der dünneren oberen Schicht schneller verdunstet wäre. Und wenn dann noch Mist oder Stroh auf- bzw. eingebracht wird, so wird die nutzbare Bodenschicht vermehrt! Und nicht vermindert oder gar vernichtet, so wie es in der Sendung durchklingen sollte. Denn es ist längst nicht so wie in dem Bericht geschildert, das die Humusschicht in untere, “tote” Bodenschichten verlagert wird, sondern sie wird mit dieser vermischt. Guten, nutzbaren, ertragreichen Boden tief “wegzupflügen” macht kein Bauer! Es wäre die Vernichtung der eigener Lebensgrundlage.

Der geneigte Zuseher sollte sich immer bei solchen Aussagen fragen, weshalb der gerne böse dargestellte Bauer denn soetwas tun sollte. Er lebt schließlich von dem, was er dem Boden abringen kann. Abringen könnte er sehr schnell und sehr fiel, aber dann hat er nach wenigen Jahren nichts mehr. Also ist es doch des Bauern größtes Anliegen, dem Boden so wenig wie möglich zu schaden. Ganz im Gegenteil will er ihn doch sogar noch weiter verbessern. Und nichts weiter tut er. 

Eine dünne, humusreiche Bodenschicht ist sehr viel schneller erodiert als eine dickere Schicht. Der Bauer tut also etwas gegen die Bodenerosion anstatt das er sie verschlimmert. Zumindest solange, wie der Boden auch bewachsen ist. Wächst nichts, hält auch nichts den Boden fest und er könnte weggespült oder -geweht werden. Solange also eine stete Fruchtfolge eingehalten wird kann dem Boden wenig passieren. Gerade da, wo nichts mehr angebaut wird bildet sich recht schnell entweder ein Wald oder, bei dünnen Humusschichten in denen das Wasser kaum gehalten werden kann, eine Wüste.

Vorsicht also immer und ständig bei solchen Berichterstattungen. Natürlich braucht es, um einen möglichst effektiven Umweltschutz zu rechtfertigen, auch einen Gegenspieler. Jemanden, der der Umwelt schaden will. Wenn es die propagierten aber gar nicht sind weil sie selber am längsten von der Umwelt profitieren möchten, dann verkommt der Umweltschutzgedanke schnell ins Lächerliche bis Absurde. Diese Sendung war zumindest in meinen Augen ein weiterer Meilenstein zur öffentlich rechtlichen Verdummung und Indoktrinierung des Volkes gegen die Landwirtschaft.

Kommentare: 2 (Diskussion geschlossen)
  • #1

    Jürgen Schilling (Sonntag, 21 Februar 2010 22:29)

    Hallo Detmar.
    den erwähnten Beitrag im ZDF habe ich nicht gesehen und ich gebe Dir auch recht, dass manche
    "Experten" zum Thema Landwirtschaft Kommentare abgeben, die sich gut anhören, aber von Sachkenntnis völlig ungetrübt sind. Trotzdem habe ich zu dem angesprochenen Thema eine andere Meinung.
    Bearbeitungstiefe mit dem Pflug mag theoretisch auch bei 11 cm möglich sein, aber die Pflugtiefe hängt auch von der Furchenbreite ab und die Schlepperreifen werden immer breiter, d.h. auch die Furchenbreite wird immer breiter werden müssen und um eine vernünftige Wendung des Pflugbalkens zu erzielen wird meist auch tiefer gepflügt. Sichtbar wird dies daran, dass beim Pflügen häufig die Stoppeln oder andere organische Reste vom Vorjahr wieder nach oben geholt werden, weil sie in einer Schicht vergraben waren, in der eine Umsetzung nicht möglich ist. Ein weiteres Problem sind mögliche Fahrspuren von der vorhergehenden Ernte, die sehr schnell eine Tiefe von mehr als 10 cm erreichen. Dabei sind die sichtbaren Spuren nur der kleinere Teil des Problems, denn sie kann man wieder einebnen; der wirklich ernsthafte Teil sind die Verdichtungen, die tiefer als 50 cm hinunterreichen. Die Tiefe der Verdichtungen hängt vor allem von der Achslast des verursachenden Fahrzeugs ab; Bodenkundler gehen davon aus, dass 5 to je Achse nicht überschritten werden sollten. Wie die Praxis aussieht muss ich Dir sicher nicht erklären. Diese Verdichtungen in tieferen Schichten sind ein Teil der Erosionsproblematik. Ein weiterer Teil sind Gülle und Wasserlösliche "Mineraldünger". Mit einem kleinen Versuch ist dies sehr gut zu überprüfen, Man nehme eine Bodenprobe von einer Fläche, die seit längerer Zeit nicht mit Mineraldünger gedüngt wurde. Wenn man auf diese Probe Wasser giesst, sollte das Wasser ziemlich klar bleiben, weil die Nährstoffe in organischer Bindung vorliegen. Gibt man zu der selben Bodenprobe ein Wasser, in dem wasserlösliche, salzförmige Mineraldünger gelöst sind, so werden sich die organischen Bindungen (Ton-Humus-Komplexe) beginnen aufzulösen, was sich in einer trüben Färbung des Wassers zeigt. Aus diesem Grund kommt auch aus Drainagen von Flächen, die mit salzförmigen Düngern bewirtschaftet werden, eine deutlich trübe Brühe. Diese Auflösung der Ton-Humus-Komplexe führt zu einer inneren Verdichtung des Bodens und löst damit die sichtbare oberflächliche Erosion aus. Gülle, mit einem sehr viel höheren Anteil an löslichen, salzförmigen Nährstoffen als Festmist, hat eine ähnliche Wirkung. Leider ist dies den meisten Bauern völlig unbekannt und es hat auch kaum jemand ein Interesse die Bauern aufzuklären.
    Mir selbst hat vor drei Jahren ein Bodenkundler diese Zusamenhänge erklärt. Obwohl unser Hof seit 1979 anerkannter Biolandhof ist, waren auch mir diese Zusammenhänge nicht so deutlich bewusst und deshalb kann ich andere auch nicht dafür angreifen, dass sie es nicht wisssen.
    Wer es aber weiss, sollte es überprüfen und die Konsequenzen daraus ziehen.

    Mit kollegialen Grüssen
    Jürgen Schilling

  • #2

    Detmar Kleensang (Montag, 22 Februar 2010 00:02)

    Vielen Dank für die Hinweise, Jürgen! Da sieht man mal, wozu solche Beiträge gut sind: man lernt immer noch dazu.